Ortsgeschichte von Unterbalbach
“Aus Kimmelmann”
Nördlich von Bad Mergentheim mündet von Osten her ein kleines Seitental in den Taubergrund ein. Eine schwache Wasserader, kaum 10 km lang, der Balbach, durchzieht das Tal. Zwei Muschelkalkhügel, der Geinhardsberg (327m) und der Vogelsberg (347m) stehen am Eingang in dieses kleine Tal.
Zwischen diesen beiden Erhebungen an der Einmündungen des Balbach in die Tauber liegt unsere Heimatgemeinde Unterbalbach.
Viel ist nicht bekannt über die frühgeschichtliche Besiedlung unserer Heimat. Lediglich die Hügelgräber im Jungholz und im Gewann Goldgrube (Oberbalbach), lassen erkennen, dass auch schon zu dieser zeit unsere Gegend bewohnt war.
Zu Beginn unserer Zeitrechnung waren die Römer bis an den Rhein vorgedrungen. Zur Sicherung ihres Reiches bauten sie einen Grenzwall mit vielen Kastellen, den Limes. In den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt schoben sich die germanischen Stämme auf ihrer Wanderung nach Westen immer näher an den Grenzwall heran. Zwischen Alemannen und Franken kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen. In der Schlacht von Zülpich (496) wurden die Alemannen geschlagen und mussten das Land nördlich der Murg räumen. Es rückten die Franken in unsere Heimat ein. Im Zuge des späteren Ausbaus dieser Gegend ließ sich im Balbachtal die fränkische Sippe des Ballo nieder und gründete die Siedlung Balbach.
In das Licht der Geschichte rückte das Balbachtal erst in einer viel späteren Zeit, als man begann Käufe, Verkäufe, Schenkungen usw. in Urkunden festzulegen. Im 12. Jahrhundert sind die ersten Urkunden des Balbachtals festgehalten. So findet im Jahre 1219 das Rittergeschlecht von Ballenbach – Sigfridus de Ballenbach, Eduardus de Ballenbach, Bertoldus des Ballebachere und Konradus de Bellebachere – Erwähnung. Im Jahre 1281 erwarben die Truchsess, ein Rittergeschlecht von Baldersheim, wohnhaft in Unterbalbach, die Herrschaft über das Balbachtal. Am 23. Mai 1370 verkauften die hohenloheschen Lehensleute Konrad Hundlin von Husen, Werner Sturmfelder und ihre Frauen Hedwig von Dörzbach und Else von Kirchberg an Fritz und Lutz Truchsess, Gebrüder von Baldersheim, wohnhaft zu Niedern-Balbach, ihre Güter, Gülten und Rechte der oberen Balbach. In den Jahren 1386 und 1430 wurden die Rechte wieder an Wilhelm Sützel weiterveräußert. Wie die Rechte des Erwerbens verkauft wurden, geht aus einem Vertrag des Jahres 1550 hervor. Die Mühle oben im Dorf zu Unterbalbach wurde für folgende Sachleistungen verkauft: 5 Malter Korn uf Weynacht, 100 Eier auf den Osterabend, 1 Fastnachtshuhn, 2 Pfund Geld auf Martini, 3 Dienstleistungen mit einem Karren.
Die Sützel waren ein Rittergeschlecht aus Mergentheim. Sie waren seit dem Jahre 1355 nachweisbar in Unterbalbach ansässig. Die Herren von Sützel hatten in Unterbalbach 2 Schlösser oder Burgen. Die obere Burg stand an der Stelle des heutigen Schulhauses und war mit Wall, Graben und Vorhof umgeben. Das untere schloss war ein vierstöckiger Hauptbau mit ebenso hohen Flügeln, zwischen denen ein sieben Stockwerk hoher Turm stand. Das Schloss war von einer Mauer mit Bastionen an den Ecken umgeben. Der breite Graben war außen nochmals befestigt und durch ein äußeres Tor und durch eine Zugbrücke erfolgte der Zugang zum inneren Schloss. Die Wasserfestung wurde in einer Fehde des Ritters Franz von Sickingen gegen den Erzbischof von Trier am 17. Juni 1523 vernichtet. Von diesem Schloss kündet heute nur noch der Name „Schlossgärtchen“.
Auch der Deutsche Ritterorden fasste, nachdem er im Jahre 1526 seien Sitz nach Mergentheim verlegt hatte, im Balbachtal fuß. Dieser gab im Jahre 1539 eine Beschreibung der Dörfer Unterbalbach und Oberbalbach und führte die damals verwickelten Besitzverhältnisse an. Danach hatte das Dorf Unterbalbach 61 Häuser und Hofraiten. Die Bevölkerung von Unterbalbach war in 9 Untertanenverbänden aufgespalten, von denen jeder sein eigenes Gericht hatte. In der Folgezeit haben sich diese Herrschaftsverhältnisse jedoch erheblich vereinfacht.
Derselbe Deutsche Ritterorden richtete um das Jahr 1580 in Unterbalbach das Ordensamt ein. Unterbalbach wurde zur Amtsstadt. Das obere Schloss diente als Amtshaus. Eingehende Dienstanweisungen regelten die Pflichten und Aufgaben des Amtmannes. Dem Amt Unterbalbach gehörten damals an: Oberbalbach, Edelfingen, Deubach, Sailtheim, Bowiesen, Neubronn, Rüdershof, Reckerstal, Holzbrunn, Reisfeld und Laubertbrunn. Im Jahre 1786 zählte das Ordnungsamt Unterbalbach 70 Bürger und 5 Witwen.
Die damaligen Dörfer waren nicht ummauert. Unterbalbach war durch einen lebenden Zaun umgeben, der durch einen Graben verstärkt war. Die Ortsausgänge waren durch Tore geschlossen, die nach den benachbarten Dörfern bebannt wurden. So kannte man in Unterbalbach das Balbacher-, das Edelfinger – und das Königshöfer Tor. Oft gingen auch Prozessionen (Fronleichnam, Pfingsten) um das Dorf, an denen sich sie gesamte Gemeinde beteiligte.
Mittelpunkt des gemeinsamen Lebens war der Platz an der Kirche. Gesellige Veranstaltungen und Gerichtssitzungen im Freien fanden unter der Linde, in der Nähe des Balbacher- Tores statt. Den Hauptteil der Dorfanlage bildeten die beiden erwähnten Burgen mit ihren zum Fronhof gehörenden Wirtschaftsgebäuden. Der Weinbau bildete damals den Hauptreichtum der Gegend. Aus noch erhaltenen Urkunden geht hervor, dass Reben schon um das Jahr 1200 an den Hängen angebaut wurden.
Unterbalbach gehörte ursprünglich in kirchlicher Hinsicht zu Königshofen. Am 27. Mai 1400 wurde Unterbalbach von der kirchlichen Muttergemeinde losgelöst und zur eigenen Pfarrei erhoben.Während des Dreißigjährigen Krieges, sowie dem bald nach diesem ausgebrochen Pfälzischen Erbfolgekrieg zwischen Deutschland und Frankreich, hatte das Balbachtal viel zu leiden. Im Jahre 1688 hatten die Franzosen nach einem Vorstoß Unterbalbach besetzt und teilweise verbrannt. Dabei wurden die Anwesen von 8 Bürgern vernichtet. Weiteres schweres Leid über die Bevölkerung brachten die napoleonischen Kriege in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts. Bald waren französische, bald deutsche, 1814 sogar russische Truppen zu beherbergen und zu verpflegen. So hatte Unterbalbach 1815 eine Schuldenlast von 18 000 Gulden.
Auch von Naturkatastrophen wurde unsere Gegend nicht verschont. Die Geschichte aller Jahrhunderte verzeichnete Wasserkatastrophen im Frühsommer. So berichtete der Deutschordensamtmann von Unterbalbach im Jahre 1780: „In Oberbalbach und Deubach sind viele Arme, weil die Gemarkung meistens aus Berggütern besteht, die durch Regengüsse ruiniert werden „. Neben 1732, als in Oberbalbach einige Häuser weggerissen wurden, brachte das Jahr 1835 die größte Wasserkatastrophe, über den folgenden Bericht vorliegt. „Den 19. Juli 1835 ergoss sich nachmittags zwischen drei und vier Uhr ein ungeheures Gewitter über Ober- und Unterbalbach. Die Straße von Ober – nach Unterbalbach ist aus diesem Grunde herausgewühlt und die Brücken losgerissen, zertrümmert und fortgerissen und die ganze Straße mit ausgeworfenem Bauholz, Bettwerk und Hausgerät aller Art bedeckt. Ist das Elend in Oberbalbach schon groß, so geht das Unglück in Unterbalbach über alle Maßen. Dort sind neben sechs Häuser 19 Scheunen vernichtet; außer drei Menschen ertranken noch 28 Stück Vieh, neun Schweine und ein Pferd. Der Zimmermann Konrad Hermann rettete mit Lebensgefahr 18 Menschenleben“. Nach der Katastrophe wurde im ganzen Land eine Sammlung veranstaltet. Der wackere Zimmermann von Unterbalbach erhielt 100 Gulden Belohnung und die silberne Verdienstmedaille.
Vom Jahre 1900 bis 1939 zählte unsere Gemeinde 530 Einwohner. Nach Beendigung des Weltkrieges 1945 kamen viele Heimatvertriebene in unser Dorf. Die Schwierigkeiten der Unterbringung der Heimatvertriebenen waren groß. Das Verhältnis zwischen Heimatvertriebenen und Alteingesessenen war und ist immer gut gewesen. Das zeigt auch die Tatsache, dass nur wenige von denen, die nach Unterbalbach gekommen sind, diese Gemeinde wieder verlassen haben. Die Einwohnerzahl 1966 betrug 1300 und liegt heute bei ca. 1900. Aus dieser Gegenüberstellung mag man erkennen, dass in Unterbalbach auch nach dem 2. Weltkrieg viel geleistet worden ist. In 5 großen Erschließungsgebieten wurden die Voraussetzungen für Ansiedlungen von neuen Häusern geschaffen. Die steigende Einwohnerzahl brachte auch für die Gemeinde große Aufgaben mit sich. Es musste ein neuer Wasserbehälter, zum Teil neue Wasserleitungen, Kanalisation und neue Straßen gebaut werden. Ein neuer Friedhof wurde ebenfalls angelegt. Damit die Schule erweitert werden konnte, musste der Bau eines neuen Rathauses durchgeführt werden.
Zum 1. Januar 1973 verlor die Gemeinde im Zuge der Gemeindereform ihre Selbstständigkeit und wurde in die neugeschaffene Stadt Lauda-Königshofen eingemeindet. Im Jahre 1975 wurde die bereits von der früheren Gemeinde Unterbalbach geplante neue Turn- und Festhalle fertiggestellt, die besonders von den sporttreibenden Vereinen schon seit langen gewünscht und gefordert wurde. Im Zuge des Ausbaus der B 290 veränderte sich auch das Gesicht der Hauptstraße Unterbalbachs wesentlich. So mussten viele Häuser, die der Neutrassierung im Wege standen, abgerissen werden.