Chronik

DJK Unterbalbach 1930 e.V.

Chronik der DJK Unterbalbach

Unser Verein im Wandel der Zeit

Man schreibt das Jahr 1928. In Unterbalbach geht alles seinen gewohnten Gang. Die Jugend findet sich zur beruflichen Fortbildung und Freizeitgestaltung in dem vor einigen Jahren gegründeten katholischen Gesellenverein zusammen. Neben anderem wird hier natürlich auch das sportliche Geschehen dieser Zeit diskutiert, wobei das Interesse an Fußball überwiegt. Bei jeder Gelegenheit trifft man die Jugend Unterbalbachs am Sportplatz in Edelfingen, und man wünscht sich auch in seinem Heimatort einen Fußballverein. Doch ist dies zunächst noch gegen den Widerstand der konservativ eingestellten Bevölkerung nicht durchzusetzen.

Ein gestecktes Ziel wird Wirklichkeit

Einige der jungen Leute ließen sich vom einmal gesteckten Ziel nicht mehr abbringen. Die Gründung eines Sportvereins konnte zu der damaligen Zeit nur über den katholischen Gesellenverein erreicht werden. Die Bemühungen der wenigen, aber mutigen Fußballbegeisterten waren von Erfolg gekrönt. Jedoch verlangte der damalige Präses des Gesellenvereins und Ortsgeistliche, Pfarrer Wittemann, dass die Sporttrikots „langärmlig“ und “hochgeschlossen“ sein und die Sporthosen eine „Handbreit unter dem Knie“ enden müssen. Zusätzlich machte Bürgermeister Alois Kolb seine Zustimmung zu einer Vereinsgründung von der Entscheidung einer Bürgerversammlung abhängig. Diese fiel zur Freude der Fußballanhänger wider Erwarten positiv aus. Der Spielbetrieb fand zunächst auf Grundstücken von Karl Faul und Xaver Freitag in der Nähe der Kapelle statt. Die Tore waren aus Gerüststangen, die Sportbekleidung bestand aus hellen Hemden, hochgekrempelten Hosen und abgetragenen Schuhen. Der einzige Ball war mit dem letzten Groschen erworben worden. Wer ihn unsachlich behandelte, wurde bestraft.

Der Spielbetrieb auf diesen Feldern war nicht lange ungestört. Als die Grundstückseigentümer ihre Felder bestellen wollten, wurden die Spieler nach hartnäckiger Gegenwehr von den Grundstückseigentümern vertrieben. So stand man wieder ohne Sportplatz da.

Bemühungen um Geländeerwerb für einen Sportplatz

Unter Vermittlung von Bürgermeister Alois Kolb und dem neuen Pfarrer Heinrich Schreck bemühte man sich um die Überlassung von Wiesengelände aus dem Domänenareal in der Nähe der Tauberbrücke. Nach Vorsprache von Hans Satorius, Josef Scherer und Willi Deckert beim Staatlichen Forstamt Gerlachsheim, sagte dessen Leiter, Forstrad Hans Gund, seine Hilfe für den Erhalt des gedachten Sportplatzes zu. Er machte seine Zusage lediglich davon abhängig, dass die Pächter der Wiesen von ihrer Pacht freiwillig zurücktreten. Es waren dies:

Leo Markert, Wilhelm Hofmann, August Faul, Johann Scherer, Leo Antoni und Josef Moll

All diesen Männern gebührt mit Bürgermeister Alois Kolb, den beiden Geistlichen Wittemann und Schreck und nicht zuletzt Herrn Forstrat Gund Dank und Anerkennung.

Dass mit der Wahl des Sportplatzes der richtige Griff getan wurde, beweist die Tatsache, dass der Sportplatz bis Mitte der achtziger Jahren noch, wenn auch in etwas veränderter und erweitert, vollauf seinen Zweck erfüllt

Der Platz wurde nach dem ersten Wiesenschnitt 1929 in Betrieb genommen. Nach vorhandenen Aufzeichnungen wurden in den Morgenstunden des 5. Juli 1929 die Hölzer für die Tore bei der Holzhandlung Holler in Königshofen abgeholt und diese noch am gleichen Nachmittag von Zimmermeister Johann Scherer zusammengezimmert und gesetzt. Schmiedemeister Alois Schieß überzog anschließend die Tore mit Maschendraht. Der langersehnte Spielbetrieb konnte beginnen. Im Spiel standen seinerzeit bereits zwei Mannschaften, die fast sonntäglich Freundschaftstreffen austrugen.

Wer nun glauben sollte, dass damit das Wichtigste geleistet war, der irrt. Weit schwieriger als alle technischen Vorbereitungen waren die finanzielle Probleme.

Bewältigung der finanziellen Probleme

Allein für den Sportplatz war eine einmalige und dann eine jährliche Pacht von 189,- bzw. 151,- RM aufzubringen. Dazu kamen die Auslagen für die Herrichtung des Platzes, solche für den Kauf notwendiger Sportgeräte, die Anschaffung von Schuhwerk und Bekleidung und anderes mehr. All die Sachen wurden weniger gekauft als gepumpt. Zum Glück stand der Gesellenverein Pate und Bürge. Ein beträchtlicher Zuschuss von ihm erleichterte die finanzielle Belastung der Spieler. Geräte und Bekleidung wurden über das Jugendhaus Düsseldorf bezogen. Die gemachten Schulden konnten in Raten abbezahlt werden. In Erkenntnis der guten Sache kam später auch die Gemeinde mit Zuschüssen dem Verein entgegen.

Teilnahme an den Verbandsspielen

 

Inzwischen waren auch die gleichnamigen Nachbarvereine zu Sportplätzen und Spielvermögen gekommen. In Tauberbischofsheim wurde eine Kreisgeschäftstelle der DJK eingerichtet. Im Frühjahr schon wurde mit Verbandsspielen begonnen. Es wurden Vereinsstatuten verfasst und angenommen, die ausschließlich den Zielen der DJK dienten. Sie regelten neben den religiösen Leben der DJK-ler auch deren Spielbetrieb, der nach der endgültigen Gründungsversammlung auf die Leichtathletik, wie Speer- und Diskuswerfen, Kugelstoßen, Kurz- und Weitstreckenlaus usw. ausgedehnt wurde. Auch damals ging es schon um Punkte.

Es wurde Volks- und Leistungssport innerhalb einer großen Sportlerfamilie getrieben, dessen Klang und Farbe ganz dem Sinn der „Deutschen Jugendkraft“ entsprach. Und kein anderer als Pfarrer Schreck gab damals die Parole aus: „Siegen werdet ihr immer, wenn ihr gute Kameraden bleibt“.

Mit der endgültigen Gründungsversammlung am 1.11.1930 im „Adler“ übernahm Wilhelm Kolb die Leitung der Sportabteilung DJK im Gesellverein Unterbalbach. Als geistlicher Beirat stand ihm Pfarrer H. Schreck, als Schriftführer Josef Scherer und als Kassier Willi Deckert zur Seite. Stellvertretender Abteilungsleiter wurde Karl Fuchs. Gerätewart blieb Hans Satorius und Vereinsdiener war Karl Rößler. Rupert Hofmann wurde zum Platzwart und Karl Deckert zu seinem Vertreter gewählt. Die Spielführer waren Karl Hellmuth und Kilian Bamberger. Als Schiedsrichter auf Kreisebene fungierte Bruno Deckert. Wenig später übernahm er sogar den Posten des Schiedsrichterobmannes.

1. Sportfest mit Wimpelweihe

Aus sportlicher Sicht ist erwähnenswert, dass 1931 ein kleines Sportfest mit Wimpelweihe abgehalten wurde. Frühmorgens wurden auf Kreisebene im Gemeindewald Waldläufe über 1000m, 3000m und 5000m ausgetragen und nach dem vormittäglichen Gottesdienst in der Bahnhofsstraße 100m- Läufe gestartet. Der Nachmittag war Fußballwerbespielen gewidmet. Bei allen sportlichen Veranstaltungen in der Nachbarschaft war die DJK Unterbalbach immer bestens vertreten. Im Bereich des Fußballs stand sie mit an vorderster Stelle. Im Frühjahr 1932 wurde die erste Mannschaft in einem Entscheidungsspiel gegen die DJK Distelhausen auf dem Sportplatz in Königheim mit einem 1:0 Sieg sogar Kreismeister. Noch im gleichen Jahr besuchten sie ein großes Sportfest in Gerichtstetten und erspielte sich dort den ersten Preis. Der einzige größere und zugleich letzte Ausflug führte die Sportler an Pfingsten 1933 nach Nussbach i. R. Es wurde damit der Besuch der dortigen Spieler an Ostern des gleichen Jahres beantwortet.

Auflösung durch politische Einflüsse

 

Doch bald nach diesen schönen Erlebnissen ging es durch die damalige politischen Wirren spürbar abwärts. Die Mitglieder des Gesellenvereins, inzwischen in Kolpingsfamilie umbenannt, und Angehörige ihrer Organisationen wurden im gesellschaftlichen, kulturellen und beruflichen Leben bewusst benachteiligt. Eine Doppelmitgliedschaft gab es nicht. Die besten Leute wurden abgeworben und der NSDAP verpflichtet. Vermögen, gleich welcher Art, wurden eingezogen. Auf dem Sportplatz exerzierten SA und andere Abteilungen der Partei. Überall versuchte man den noch bestehenden Spielbetrieb der DJK zu stören. In diesen für die DJK betrüblichsten Stunde ihres Bestehens entschloss sich noch einmal Anton Schreck als neu bestellter Abteilungsleiter und Senior der Kolpingsfamilie der Sache eine Wende zu geben. Doch der Druck von der Gegenseite war so stark, dass ihm ein Erfolg nicht mehr beschieden sein konnte. So entschloss man sich mit Pfarrer Schreck, den noch wenigen Mitglieder weitere Unannehmlichkeiten zu ersparen und das „JA“ zur Auflösung zu geben. Mitgliedsbücher, Spielerpässe und Wimpel wurden verpackt und versiegelt und dann im Pfarrhaus untergebracht. Der Rest der Vereinskasse wurde der Kolpingsfamilie übereignet. Geschlossen zogen sich die letzten Mitglieder auf ihren Stammverein zurück. Doch auch dieser fand in seiner Tätigkeit mit seiner letzten Zusammenkunft im „Löwen“, welcher Stadtpfarrer Weik und Bezirkssenior Göbel aus Tauberbischofsheim beiwohnten, sein bitteres Ende. Man schrieb den 30. Juni 1934.